Die Bedeutung des Waldes
für den Natur- und Umweltschutz in Deutschland
                10 Argumente für den Wald 

                                                            von Helmut Klein    Nov. 2001

 
1.  
Die Schöpfung im Original
In Deutschland wären von Natur aus
85 % der Fläche bewaldet.
Den natürlichen Waldlebensgemeinschaften Deutschlands gehören ca. 30.000 Arten an.
Das sind 90 % der (nicht-marinen) Arten

Naturschutz im strengen Sinn des Wortes ist also meist Waldschutz.
 

      2.  Der heutige Zustand der Schöpfung  in Deutschland
     
Heute sind noch 30,4 % der Fläche "bewaldet", aber davon sind
(nach Waldbericht des BML)  
                  0 % Urwald

                97 % Altersklassenwald,
                  2 % naturnähere Plenterwälder und
  
               1 % (artenreiche, aber) sehr naturferne Nieder- und Mittelwälder. Nur
               0,8 % sind als strenge Schutzgebiete (ohne Nutzung) ausgewiesen.
  
  "Forstwirtschaft und Jagd" stehen deshalb nach "Landwirtschaft"
      an 2. Stelle der Ursachenkomplexe für Artenschwund.
(RL der BRD)
     Forstwirtschaft ist also keineswegs Naturschutz per se, wie dauernd behauptet wird,
      sondern aktiver Naturschutz im Wald ist dringend geboten.
 

      3.  Wald ist der wichtigste Erholungsraum der Menschen
      Man rechnet monitär für "Erholungswälder" mit
  
       1,5  / ha * a * Bürger  oder
            850,- / ha * a im Bundesdurchschnitt  oder
  
       5000,- / ha * a in Ballungsgebieten.
     Der ideelle Wert ist nicht abschätzbar.
 

4.  Waldkindergärten machen glückliche Kinder
Kindergärten mit leichtem Zugang zu naturnahen Wäldern werden immer beliebter,
denn sie sind billiger und kindgemäßer als die besten High-Tech-Verwahr-Anstalten.
Was ist der Wert des Glücks eines Kindes samt seiner gesunden Entwicklung ?
 

5.  Schutzwald im Gebirge
Ohne Schutzwald sind die Alpen weder bewohnbar noch passierbar.

Beton-Stahl-Verbauungen zum Objektschutz bei Schutzwaldschäden kosten
im Mittel 1 Mio. € / ha   oder 100 € / m².  Sie halten (angeblich) 100 Jahre.
Die Verbauung kostet also ohne Verzinsung des Kapitals € 10.000 pro ha und Jahr.
Bei einer Verzinsung zu 6,4 % ergeben sich 5.000.000 € pro ha und Jahr.
Sie fixiert im besten Fall den Schnee, nicht Wasser und Boden am Hang.

Nimmt man einen Holzvorrat von 500 fm/ha an, dann repräsentiert jeder Festmeter 2000,- €.
(Eine ausführlichere Herleitung finden Sie wenn Sie von der vorausgehenden Seite
den Link "Bedeutung der Schutzwälder im Gebirge" benützen.)

6.  Gewässerhaushalt der Landschaft
Gesunder Wald fängt durch Interzeption und Evapotranspiration 60 - 75 % des Niederschlagswassers ab.
Waldsterben oder Kahlschlag steigern deshalb den Niederschlag auf den Boden um 150 bis 300 Prozent
und mindern Absorption und Retension des Wassers im Bodens etwa auf ein Siebtel des normalen Wertes.
Der (kurzfristige) Abfluss steigt entsprechend!
Das Rheinhochwasser 1993 kostete 500 Mio. €, das von 1994 kostete 1000 Mio. €.

7.  Grundwasserbildung und Grundwasserqualität
Grundwasser aus Waldgebieten ist bei "Ökologischer Waldnutzung" und ohne Immissionsbelastung,
auch ohne Aufbereitung, Trinkwasser von höchster Qualität.
Dabei geht es bei den derzeitigen Qualitäts- und Mengenverlusten um sehr große Werte.
Es geht dabei um zentrale Zukunftsfragen für Deutschland, Europa und weite Teile der anderen Erdteile,
denn Wasser ist wirklich das einzige Lebensmittel, das durch nichts ersetzt werden kann.

8.  Bedeutung des Waldes für das Klima
Die Klimarelevanz des Waldes entsteht durch folgende Effekte und ihre Synergismen:
Luftströmungen, Albedo, Abstrahlung, Verdunstung, Wasserresorption,
Wasserretension und Assimilation
lokal         (z.B. Grünzüge in Großstädten, Stadtnahe Wälder, Frostschutzwälder im Mittelgebiren)
regional   (z.B. Waldzerstörung Levante, Mittelmeerraum, Seidenstraßengebiet)
global       (z.B. CO2-Haushalt, Einfluss auf ITC, Wolkenbildung)
 

Der verdunstungsbedingte Energiedurchsatz der tropischen Wälder entspricht etwa der
elektrischen Leistung von 500.000.000 Kernkraftwerken à 1250 MW.
Wollte man diese Zaun an Zaun bauen, brauchte man 100 Bundesrepubliken als Bauplatz!

Die tropischen Feuchtwälder, die dazu den allergrößten Teil beitragen,
sind, wenn wir nichts unternehmen, in 20 Jahren vernichtet.

Wir vernichten zur Zeit weltweit etwa 1 ha Wald (davon 0,5 ha Tropenwald) pro Sekunde
und das setzt 6 der 29 Milliarden Tonnen des jährlich durch menschliche Aktivitäten
emittierten Kohlendioxides frei.
Andererseits ist lebender Wald eine wichtige CO2-Senke.
Dieser Gesichtspunkt wird aber zur Zeit (!999 - 2001) von der Forstlobby verantwortungslos überbetont.
CO2 aus Waldvernichtung verursacht etwa ein Zehntel des anthropogenen Treibhauseffektes
oder bis 2100 einen Anstieg der mittleren Globaltemperatur um etwa 0,4 °C.
Selbst optimale Aufforstungsprogramme könnten nicht 1 % der anthropogenen Emissionen kompensieren.

9.   Schmuck und Speisen aus dem Wald
Wälder die nach BUND-Kriterien genutzt werden, bieten zahlreiche beliebte "Nebenprodukte",
die zum Teil vom Verbraucher im Rahmen seiner Erholung selbst geerntet werden.
Dazu gehört eine ökologisch orientierte Jagd ebenso
 wie das Sammeln von Pilzen, Beeren, Reisig, Zapfen ...

10.   Holz, das einzige politisch-ökonomisch bewertete Produkt des Waldes
Heimisches Holz ist das am längsten erprobte Material des Menschen.

Heimisches Holz ist nach wenigen Kilometern beim Verbraucher.
(Rohöl von Exxon ist nach 21.000 Kilometern beim deutschen Verbraucher und gefährdet die Meere.)

Holz ist der einzige Roh-, Bau-, Werk- und Brennstoff,
der bei der Produktion im Rahmen "Ökologischer Waldnutzung"
nur positive Nebenwirkungen hat.

Sein Transport ist relativ ungefährlich,
seine Bearbeitung mit geringem Energieaufwand
in kleinen dezentralen Werkstätten
ohne toxische Emissionen möglich.

Verschiedene Hölzer sind sehr vielfältig und damit Grundlagen für vielerlei Problemlösungen.
Holzverarbeitung kann überdurchschnittlich kreativ und entspannend sein.

Innenausbau und Möbel aus Holz können sehr angenehm und sehr schön sein.

Holzspielwaren sind angenehm und haltbar.
Sie erwecken in Kindern (und Erwachsenen) guten Geschmack.
Wenn man sie nicht künstlich vergiftet, sind sie auch nicht giftig.

Unvergiftetes Holz ist vielfach recyclingfähig und
kann am Schluss einer echten thermischen Verwertung zugeführt werden.

Waldnutzung bietet wertvolle Arbeitsplätze besonders in ("strukturschwachen") ländlichen Räumen.
Das vermeidet Pendlerjobs mit Stress für Menschen und Umwelt.
 

Der Preis für Stammholz aber deckt zur Zeit vielfach nicht den Ernteaufwand und 
die (noch) gängige Forstpolitik wertet letztlich nur diese Einnahmen als Nutzen des Waldes.
Forstwirtschaft gilt deshalb meist als defizitär und man diskutiert über "rationellere" Nutzungsformen.

Der Wald ist aber sehr viel  mehr wert als das Holz seiner Stämme
und das Holz ist sehr viel mehr wert als sein derzeitiger Schandpreis.
Waldschutz nach BUND-Kriterien ist deshalb Natur- und Umweltschutz vom Feinsten
und kommt bei den Menschen besser an als jedes anderen Programm.